Gelangweilt saß ich auf einem großen Stein in der Mitte unseres Lagers und beobachtet das Treiben um mich herum. Alle schienen etwas zu tun zu haben, außer ich. Vor etwa einer Stunde hatte Lexa mir den Befehl erteilt, dass ich auf eine weitere Person warten sollte um mit dieser auf Patrouille zugehen. Nun gut, diese Person war aber noch nicht aufgetaucht. Der Commander hatte sie mir als Faye vorgestellt und die einzige Beschreibung, die ich bekommen hatte war, dass sie dunkelbraune Haare und grün-braune Augen hatte und ungefähr in meinem Alter war. Da es ziemlich viele in diesem Lager gab auf die die Bezeichnung zutrifft war ich etwas am verzweifeln. Mein Blick schweifte immer wieder durch die Menschenmenge. Ich war mir jedoch sicher, dass ich genau hier warten sollte. Ungeduldig begann ich mit den Füßen immer wieder gegen den Stein zu treten. Ich seufzte auf und ließ meinen Blick zum gefühlt tausendsten mal herum streifen.
Ich fragte mich wer diese Faye war. Eines war klar ; Ich war mir sicher, dass ich den Namen noch nie gehört hatte. War sie so alt wie ich ? Stark oder schmächtig ? Ein Feigling oder ein Krieger ? So viele Fragen gingen mir durch den Kopf und mir kamen so viele Bilder in den Kopf, wie sie aussehen könnte. Auf einmal unterbrach ich meine Philosophie über ihr Aussehen, denn eine Person kam langsam auf den Platz zugeschreitet. Die passende Augen- und Haarfarbe hatte sie auf jeden Fall und in meinem Alter schien sie auch zu sein. Ich beobachtete sie einige Zeit um heraus zu finden, ob sie Anstalten machte nach einer anderen Person zu suchen. Ihr Blick schien auch tatsächlich nach etwas zu suchen, sodass das meine Vermutung dass sie Faye sein musste nur noch bestätigte. Ich stieß mich von meinem Stein ab und lief ein paar Meter weiter in die Mitte des Platzes. Jedoch wollte ich warten bis sie mich ansprechen würde und drehte mich wieder weg. Mein Rücken war ihr absichtlich zugekehrt wodurch ich sie noch nicht gesehen hatte, aber auf alle Fälle schon gehört hatte. Ich drehte mich um, als ich ihre Stimme direkt in meiner Nähe vernahm. Tatsächlich stellte sie sich mir als Faye vor, was mich erleichtert ausatmen ließ. Ich beobachtete sie kurz musste zugeben, dass sie wirklich gut aussah.
,,Hey ... Ich bin Malia.‘‘
Super gemacht, dachte ich mir direkt danach. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob sie mich gehört hatte. Auch eine tolle erste Begrüßung, so freundlich und elegant. Aber ich hatte es nun mal nicht anders gelernt. Mein Vater hatte mir immer gesagt, dass Grounder keine Gefühle zeigen durften und die meiste Zeit hatte ich mich sogar daran gehalten. Erst als meine Ausbildung angefangen hatte war ich mit anderen Menschen meines Alters in Kontakt gekommen und hatte gelernt dass man auch mit anderen Spaß haben konnte. Was mich wunderte ist, dass ich Faye noch nie zuvor auf dem Trainingsplatz gesehen hatte. Oder hatte ich sie eventuell einfach übersehen ? Ich wusste es nicht, aber das war mir jetzt auch gerade egal. Meine Ausbildung war mit meinen jetzigen siebzehn Jahren abgeschlossen. Jetzt gerade hatten wir eine Aufgabe vor uns ; wir mussten die Patrouille des heutigen Tages übernehmen. Aber ich denke, dass diese jetzt besser wird als meine letzte. Denn bei meiner letzten hatte ich einen jungen Schüler mitgehabt und wir waren durch Zufall zwei der Skaikru begegnet. Leider hatte es der Junge der mich begleitet hatte nicht überlebt als es zu einer Auseinandersetzung gekommen war. Ich erinnere mich noch genau an das Geräusch als ihn die Kugel der Pistole traf und er von dem Baum mit einem unangenehmen Knacken auf dem Boden aufkam. Schnell verdrängte ich diese Erinnerung wieder und konzentrierte mich wieder darauf die Person vor mir anzugucken und auf eine Antwort zu warten.

@Faye

Gerade war ich mit meinem täglichen Training fertig geworden und wollte mich ein wenig ausruhen, da kam mein Trainer zu mir und sagte ich solle Patrouille laufen, mit einem anderen Mädchen, das ungefähr in meinem Alter war.
Etwas genervt, was ich mir aber nicht weiter anmerken ließ, nickte ich, nahm mir meine Waffen und setzte mich in Bewegung.
Er hatte mir gesagt, sie würde auf der anderen Seite des Camps auf mich warten, hätte dunkle Haare so wie ich und hieße Malia.
Ich war so fertig vom Training, dass ich meine restlichen Kraftreserven benötigen würde, um diese Patrouille, die immerhin die ganze Nacht gehen würde, zu überstehen. Bei dem Gedanken an die lange Nacht war ich kurz stehen geblieben um tief durchzuatmen.
Seufzend setzte ich mich wieder in Bewegung, bis ich an der besagten Stelle angekommen war, jedoch wurde ich zwischendurch immer wieder aufgehalten, von älteren, die mir irgendwelche Aufgaben aufbrummten, die sie selber nicht erledigen wollten.
Wiederwillig, aber nicht darüber klagend, weil man es mir so beigebracht hatte, erfüllte ich die aufgetragenen Dinge, ehe ich wieder zu meinem eigentlichen Ziel aufbrach.
Eine knappe Stunde später war ich dann am 'Felsenmeer', so nannte ich es immer, angekommen.
Dort stand ein Mädchen mit dem Rücken zu mir.
"Hey..." meinte ich und trat vor sie. "Tut mir leid...aber musste unterwegs noch einiges erledigen...aber jetzt bin ich ja da, Faye mein Name" stellte ich mich sogleich vor.
Man hatte ihr meinen Namen wahrscheinlich schon gesagt, aber so wusste sie auch, dass es sich bei mir wirklich um ihren zukünftigen Patrouillen-Partner handelte.
"Du musst Malia sein?" stellte ich dann die Frage und lächelte etwas, zumindest versuchte ich es, denn so fertig wie ich war, fiel mir dies recht schwer. Zumal ich Soziale Interaktionen meist vermied, naja...erst seit dem Vorfall mit meinem Bruder.
Aber dass ist eine andere Sache. Ich riss mich also am Riemen und wirkte freundlich gesinnt, noch. Ich wusste ja nicht wie meine Laune, aufgrund gewisser Vorkommnisse, im laufe des Abends noch umschlagen würde.

@Malia

Sie war also tatsächlich die Person, die ich gesucht hatte. Ich hatte Faye endlich gefunden. Oder eher gesagt, sie hatte mich gefunden. Gerade im Moment wollte ich sie fragen, warum sie erst jetzt hier aufkreuzte beantwortete sie mir diese Frage von sich aus schon. Sie musste unterwegs noch einiges erledigen also. Ich verstand sofort und nickte kurz. Einige Menschen in unserem Dorf konnte man schon nicht mehr als aktive Krieger bezeichnen. Durch ihr Alter lagen sie zum Teil nur noch herum und ließen sich bedienen so gut es ging. Sobald mal eine jüngere Person vorbei lief schienen sie diese schon sofort in ihren eigenen kleinen Sklaven verwandeln zu wollen. Da die jüngere Generation jedoch großen Respekt vor den Kriegern, die sich schon im Ruhestand befanden, zeigten war es schwer diese Aufgaben abzulehnen. Außer für mich und wenige andere. Ich war keine dieser freundlichen Jüngeren. Jedes mal ignorierte ich die Leute, wenn sie meinen Namen riefen, da ich wusste dass sie wieder irgendetwas von mir wollten. Ich hatte die meiste Zeit anderes zu tun als mir mit deren Minijobs die Zeit zu vertreiben.
Offensichtlich kannte sie auch schon meinen Namen, wie ich in der nächsten Sekunde erfuhr. Warum wunderte mich das eigentlich, schließlich kannte ich ihren Namen ja auch schon.
,,Richtig, ich bin Malia.‘‘
Mir war das kleine Lächeln auf ihren Lippen nicht entgangen, doch irgendetwas war komisch. Es schien erzwungen und nicht ganz selbst überzeugt zu sein. Ich entschied mich jedoch sie erstmal nicht darauf anzusprechen. Schließlich wollte ich ja auch nochmal irgendwann von hier weg kommen und eventuell wollte sie ja gar nicht darüber reden.
,,Komm, lass uns gehen.‘‘
Ich fasste sie vorsichtig am Arm und zog sie dann hastig in Richtung des zweiten Ausgangs. Auf dem Weg dorthin wurden wir noch so einige male von ein paar Leuten angesprochen, die ich jedoch gekonnt ignorierte. Oft genug hatten mir eben diese Personen versucht irgendwelche Aufgaben aufzuschwätzen. Hoffentlich war Faye durch mein unhöflich erscheinendes Benehmen nicht schon bereits jetzt verstört. Als wir endlich den Wall unseres Lagers verlassen hatten, seufzte ich erleichtert auf und ließ sie los.
,,Es tut mir leid, dass ich dich so hinter mir hergezerrt habe. Aber ich hatte wirklich keine Lust noch länger wegen irgendwelchen unnötigen Aufgaben da zu bleiben. Wir haben ja schließlich eine andere Pflicht.‘‘
Ich grinste sie erneut an und widmete mich dann dem Unterbringen meiner Waffen. Meine Langmesser befestigte ich in den gekreuzten Halterungen hinten auf meinem Rücken. Ich kontrollierte noch einmal, ob meine Wurfmesser auch richtig fest waren. Sie befanden sich an der Halterungen meines linken Unterarms, wodurch ich sie im Notfall leicht greifen könnte, sie jedoch im Gegenzug auch etwas leichter heraus fallen könnten. Als ich mich wieder aufrichtete beobachtete ich Faye. Sie hatte mir immer noch nicht geantwortet. Eventuell hatte ich ja wirklich schon einen seeehr schlechten Eindruck bei ihr gemacht, sodass sie nicht mit mir reden wollte. Ich musste sagen, dass ich wirklich ein sehr sozialer Mensch war – nicht. Ich versuchte es mit einem freundlichen Lächeln wett zu machen. Vielleicht schaffte ich es ja doch noch sie davon zu überzeugen, dass ich gar kein so schlechter Mensch war.

@Faye